Penelopes Webarbeit, die Abwesenheit von der Front.
Die Erzählung noch mal auflösen, noch mal neu machen.
Penelope an Odysseus:
den Kriegsschauplatz im Webstuhl erahnen (wer bin ich, über den Krieg zu schreiben.) den Kriegsschauplatz im Webstuhl verneinen, ihn überschreiben, wie es Penelope tut: für sie gibt es nur diesen Webstuhl.
(Das einzige Gegenüber ist der Maschinencode.)
In ihrer künstlerischen Forschung verwebt Sophia Eisenhut die historischen Biographien verschiedener ProtagonistInnen der Entwicklung von Programmiersprachen mit (einer erneuten Fiktionalisierung von) antiker Literaturgeschichte, wie mitsprachtheoretischen Überlegungen, die die Frage nach den Bedingungender eigenen künstlerischen Produktion einschließen.
Konkret wird dabei eine feministische Perspektivierung der Coding-Geschichteauf die Leerstelle einer "écriture feminine" in Ovids "Heroidenbriefen" produktiv gemacht. (Dieses Frühwerk Ovids stellt eine Sammlung von fünfzehn fiktiven Briefen verlassener, aus dem griechischen Mythos bekannter Frauen an ihre abwesenden Liebhaber oder Ehemänner dar.)
Zusätzlich wird in einer Allegorese von unterschiedlichen Zeit- und Textschichten auch eine Performanz von Geschlecht in Gegenwarten des Krieges befragt.
Damit wird – im Kontext einer (post-) feministischen wie antiessentialistischen Sprachkritik – ein Modell von (sprachlicher) AutorInnenschaft entworfen, das nicht mehr subjektzentriert ist: damit wird nicht zuletzt im produktiven Missverständnis zwischen Mensch und Maschine, zwischen AutorIn und Algorithmus und mittels Strategien des Überschreibens der Mythos als spekulativer Raum, als ein Ort der kanonischen Grenzverschiebung, aktiviert.
Die Ausstellung software warfare EX PONTO BITCHES ist die neunte Episode innerhalb des fortlaufenden Ausstellungsprojektes IDEAL Forum (19.05.21 - 16.07.22). Im Laufe des prozesshaften Projekts transformieren wechselnde Interventionen verschiedener Künstler:innen kontinuierlich die räumliche Struktur von IDEAL Forum. Das Projekt wird von Gregor Peschko kuratiert und gemeinsam mit Clara Hofmann organisiert. Die grafische Gestaltung erfolgt durch Marcus Wachter. Das Projekt wird gefördert durch das Kulturamt der Stadt Leipzig.
en_
Penelope's weaving, the absence from the front.
Unravelling thenarrative once more, doing it all over again.
Penelope to Odysseus:
To anticipate the theatre of war in the loom (who am I to write about war.) To deny the theatre of war in the loom, to overwrite it, as Penelope does: for her there is only this weaving loom.
(The only counterpart is the machine code)
In her artistic research, Sophia Eisenhut interweaves the biographies of various historical protagonists in development of programming languages with (and by re-fictionalising) ancient literary history, as well as with discourses of language theory that also negotiate the conditions of her own artistic production.
In concrete terms, a feminist perspective on the history of coding is applied to the void of an "écriture feminine" in Ovid's „Heroides“. (This early work by Ovid composes a collection of fifteen fictional letters from abandoned women known from Greek myth to their absent lovers or husbands.)
In addition, gender performativity in times of war is also questioned in an allegorism of different layers of time and texts. Thus – in the context of a (post-)feminist as well as anti-essentialist critique on language –a model of (linguistic) authorship is proposed that is no longer subject-centred: by that, not least in the productive misunderstanding between man and machine, between author and algorithm, and by means of strategies of overwriting, myth is activated as a speculative space, as a sphere of shifting canonical boundaries.
The show software warfare EX PONTO BITCHES is the ninth episode within the long term exhibition project IDEAL Forum (19.05.21 - 16.07.22). In the course of the processual project, several interventions by different artists continuously change the spatial structure of IDEAL Forum. IDEAL Forum is curated by Gregor Peschko and is organised together with Clara Hofmann. The grafic design is done by Marcus Wachter. The project is funded by the Cultural Office of the City of Leipzig.
Penelopes Webarbeit, die Abwesenheit von der Front.
Die Erzählung noch mal auflösen, noch mal neu machen.
Penelope an Odysseus:
den Kriegsschauplatz im Webstuhl erahnen (wer bin ich, über den Krieg zu schreiben.) den Kriegsschauplatz im Webstuhl verneinen, ihn überschreiben, wie es Penelope tut: für sie gibt es nur diesen Webstuhl.
(Das einzige Gegenüber ist der Maschinencode.)
In ihrer künstlerischen Forschung verwebt Sophia Eisenhut die historischen Biographien verschiedener ProtagonistInnen der Entwicklung von Programmiersprachen mit (einer erneuten Fiktionalisierung von) antiker Literaturgeschichte, wie mitsprachtheoretischen Überlegungen, die die Frage nach den Bedingungender eigenen künstlerischen Produktion einschließen.
Konkret wird dabei eine feministische Perspektivierung der Coding-Geschichteauf die Leerstelle einer "écriture feminine" in Ovids "Heroidenbriefen" produktiv gemacht. (Dieses Frühwerk Ovids stellt eine Sammlung von fünfzehn fiktiven Briefen verlassener, aus dem griechischen Mythos bekannter Frauen an ihre abwesenden Liebhaber oder Ehemänner dar.)
Zusätzlich wird in einer Allegorese von unterschiedlichen Zeit- und Textschichten auch eine Performanz von Geschlecht in Gegenwarten des Krieges befragt.
Damit wird – im Kontext einer (post-) feministischen wie antiessentialistischen Sprachkritik – ein Modell von (sprachlicher) AutorInnenschaft entworfen, das nicht mehr subjektzentriert ist: damit wird nicht zuletzt im produktiven Missverständnis zwischen Mensch und Maschine, zwischen AutorIn und Algorithmus und mittels Strategien des Überschreibens der Mythos als spekulativer Raum, als ein Ort der kanonischen Grenzverschiebung, aktiviert.
Die Ausstellung software warfare EX PONTO BITCHES ist die neunte Episode innerhalb des fortlaufenden Ausstellungsprojektes IDEAL Forum (19.05.21 - 16.07.22). Im Laufe des prozesshaften Projekts transformieren wechselnde Interventionen verschiedener Künstler:innen kontinuierlich die räumliche Struktur von IDEAL Forum. Das Projekt wird von Gregor Peschko kuratiert und gemeinsam mit Clara Hofmann organisiert. Die grafische Gestaltung erfolgt durch Marcus Wachter. Das Projekt wird gefördert durch das Kulturamt der Stadt Leipzig.
en_
Penelope's weaving, the absence from the front.
Unravelling thenarrative once more, doing it all over again.
Penelope to Odysseus:
To anticipate the theatre of war in the loom (who am I to write about war.) To deny the theatre of war in the loom, to overwrite it, as Penelope does: for her there is only this weaving loom.
(The only counterpart is the machine code)
In her artistic research, Sophia Eisenhut interweaves the biographies of various historical protagonists in development of programming languages with (and by re-fictionalising) ancient literary history, as well as with discourses of language theory that also negotiate the conditions of her own artistic production.
In concrete terms, a feminist perspective on the history of coding is applied to the void of an "écriture feminine" in Ovid's „Heroides“. (This early work by Ovid composes a collection of fifteen fictional letters from abandoned women known from Greek myth to their absent lovers or husbands.)
In addition, gender performativity in times of war is also questioned in an allegorism of different layers of time and texts. Thus – in the context of a (post-)feminist as well as anti-essentialist critique on language –a model of (linguistic) authorship is proposed that is no longer subject-centred: by that, not least in the productive misunderstanding between man and machine, between author and algorithm, and by means of strategies of overwriting, myth is activated as a speculative space, as a sphere of shifting canonical boundaries.
The show software warfare EX PONTO BITCHES is the ninth episode within the long term exhibition project IDEAL Forum (19.05.21 - 16.07.22). In the course of the processual project, several interventions by different artists continuously change the spatial structure of IDEAL Forum. IDEAL Forum is curated by Gregor Peschko and is organised together with Clara Hofmann. The grafic design is done by Marcus Wachter. The project is funded by the Cultural Office of the City of Leipzig.