opening hours: Wednesday & Sunday 15:00 -18:00
Next opening: 28/09/ 7pm
Katharina Zimmerhackl: Soliloquy with Ape
On screen: 28/09-15/12
Katharina Zimmerhackl: Soliloquy with Ape
4-Kanal-Installation, 40 Min. (Loop)
Eröffnung: 28.09.23, 19 Uhr
28.09.– 15.12.23
In einem zynischen Versuch, die sich ausbreitende Kategorisierung der Welt zu karikieren, stopft der forschungsreisende Präparator Charles Waterton 1824 einen Brüllaffen so aus, dass sein Gesicht beginnt, seltsam menschlich auszusehen – so als wäre er das letzte »missing link« zwischen Affe und Mensch. Er nennt ihn The Nondescript, das Unbeschriebene, und setzt den ausgestopften Kopf wie einen Herrscher auf eine Büste. Ein dunkles, umhaartes Gesicht, weiche, behaarte Schultern. Künstlich aufgeworfene Gesichtsfalten, künstliche Nase, künstliche Wangen, künstliche Lippen. Künstlich erzeugter Versuch einer künstlichen Grenze.
Die Arbeit Soliloquy with Ape setzt sich mit dieser Grenzziehung – zwischen den Arten, zwischen Mensch und Tier, zwischen Natur und Kultur – auseinander: In mehreren Kapiteln entfaltet sich ein fiktives Gespräch zwischen dem historischen Objekt und einer literarischen Figur. Ein als Reaktion auf den Nondescript entwickelter Text, der ihn adressiert und befragt, wird mit Fragmenten aus dem Roman The Unnamable von Samuel Beckett kontrastiert, einem Roman, der um die Auflösung des (erzählenden) Subjekts selbst kreist.
In der Klangarbeit treten diese Textebenen in Kontakt, wobei alle Texte von derselben Stimme, der Stimme der Künstlerin, gesprochen oder gesungen werden. Die Klangarbeit wird zum Monolog, Selbstgespräch und Dialog zugleich. Verstärkt wird dieser Effekt durch die Verräumlichung der Stimmen: Sie sind allgegenwärtig, wandern durch den Raum und zerfallen in Wortfetzen.
Zusätzliche Geräusche und Klänge – reißendes Papier oder Klebeband, Sprechpausen und Atemgeräusche, immer wieder ein Brummen im Hintergrund, quietschende Glasklänge, ein dumpfes Klopfen – vermitteln eine Räumlichkeit zwischen Krankenhaus und Dschungel, zwischen Weite und Enge und ein Gefühl zwischen Sehnsucht und Trauer.
In Kollaboration mit Achim Lengerer/Scriptings ist eine Publikation zur Klangarbeit entstanden, die im Rahmen der Ausstellung präsentiert wird.
Die Produktion der Arbeit wurde ermöglicht durch ein Stipendium der Stiftung Kunstfond. Die Arbeit wurde im Rahmen des Karl-Sczuka-Price 2023 mit dem Karl-Sczuka-Recherchestipendium 2023 in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut ausgezeichnet. Besonderer Dank gilt der Stadt Leipzig für die Unterstützung.
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EN
In a cynical attempt to caricature the spreading categorization of the world, research-traveling taxidermist Charles Waterton stuffs a howler monkey in 1824 so that its face begins to look strangely human – as if it were the last "missing link" between ape and man. He calls him The Nondescript and places the stuffed head on a bust like a regent. A dark, cloaked face, soft, hairy shoulders. Artificially raised facial wrinkles, artificial nose, artificial cheeks, artificial lips. Artificially created attempt of an artificial border.
The work Soliloquy with Ape addresses this demarcation – between species, between human and animal, between nature and culture: A fictional conversation between the historical object and a literary character unfolds in several chapters. A text developed in response to the Nondescript, addressing and questioning it, is contrasted with fragments from the novel The Unnamable by Samuel Beckett, a novel that revolves around the dissolution of the (narrative) subject itself. The sound work becomes a monologue, soliloquy and dialogue at the same time. This effect is reinforced by the spatialization of the voices: They are omnipresent, wandering through the space and disintegrating into fragments of words.
Additional noises and sounds – tearing paper or tape, pauses in speech and breathing noises, a constant humming in the background, squeaking glass sounds, a dull knocking – convey a spatiality between hospital and jungle, between vastness and narrowness, and a feeling between longing and sadness.
In collaboration with Achim Lengerer/Scriptings, a publication on the sound work has been produced, which will be presented as part of the exhibition.
The production of the work was made possible by a grant from Stiftung Kunstfond. The work was awarded the Karl Sczuka Research Fellowship 2023 as part of the Karl Sczuka Prize 2023 in collaboration with the Goethe-Institut. Special thanks go to the city of Leipzig for its support.
A home is a home outside your own
Sommerkino im IDEAL Garten
Sonntag, 25. Juni 2023 und Sonntag, 02. Juli 2023, 21 Uhr
Parallel zur aktuellen Ausstellung findet diesen Sommer eine Filmreihe im Garten vom IDEAL statt. Das Programm ist kuratiert von June Drevet.
Warum archivieren wir uns selbst, unsere Familien und Communities? Was verkörpern diese Archive, was machen sie mit uns? Und welche Bedeutung haben sie aus queerfeministischer und intersektionaler Perspektive? An zwei Filmabenden präsentiert der Kunstraum IDEAL filmische Arbeiten von Künstler*innen, die die Untersuchung der Potenziale sowie Grenzen von nicht- institutionellen Fotoarchiven eint.
Persönliche Fotografien vergangener Zeiten erzählen nicht immer von einem wehmütigen Verlust, sondern von Wissen, das geteilt wird, als Nachahmung, Reproduktion und Kreation. Jede Ansammlung von Dokumenten kann durch die filmische Auseinandersetzung dreidimensional werden, ein Ort, ein Haus. Die Filme schauen über die emotionale Bedeutung von genannten Archiven hinaus und fragen, wie solche Orte organisiert werden können, nicht zuletzt um anderen Zugang zu geben.
June Drevet studierte Film- und Medienwissenschaften und beschloss ihren MA in Critical Studies an der Akademie für bildende Künste Wien. Sie arbeitet als Kuratorin, Autorin und Redakteurin in freien, institutionellen und wissenschaftlichen Kontexten mit Schwerpunkt auf Fotografie und Bewegtbild. Sie lebt in Berlin.
Mit Filmen von Anna Spanlang, Benjamin Busch & Sadia Sharmin, Cana Bilir- Meier, Liz Johnson Artur, Sky Hopinka, Vika Kirchenbauer.
Programm
Sonntag, 25. Juni 2023, 21 Uhr
June Drevet wird eine Einführung geben, im Anschluss gibt es die Möglichkeit für Austausch und Gespräch.
Sky Hopinka: Lore, 2019, 10:16 Min
In Hollis Framptons Experimentalfilm Nostalgia von 1971 erzählt der Autor anekdotisch von seiner künstlerischen Entwicklung, während Fotografien nacheinander auf eine Heizplatte gelegt werden und verbrennen. Hopinka führt das Prinzip in seiner Erzählung fort: Seine Hände arrangieren zerschnittene Fotos von Landschaften auf einem Projektor und langsam werden Aufnahmen einer Musikband eingeblendet; Erzählungen von Träumen, Erinnerungen und Realität, Vergangenheit und Gegenwart sowie Indigener Mythen, Familiengeschichten und sich auflösender Beziehungen erklingen dazu aus dem Off. Lore erzählt von der Vergangenheit und ihren Zeitdokumenten und wie sie auf unterschiedliche Weise als Wissen überdauern und weitergegeben werden können.
Cana Bilir-Meier: This Makes Me Want to Predict The Past, 2017, 16:02 Min
Ihre Kamera folgt den zwei jungen Frauen Aleyna Osmanoğlu und Sosuna Yıldız an einem Nachmittag im Einkaufszentrum, während sie über ihre Träume und Hoffnungen, Ängste und Albträume sprechen. Dabei überlagern sich Fiktion und Realität immer wieder. Schwarz-Weißes Super-8-Filmmaterial und Fotografien einer Theaterprobe von 1982 geben Einblick in den Alltag von Migrant*innen damals und heute, und bezeugen die Kontinuität von rassistischer Gewalt in Deutschland. Der im Titel angelegte Widerspruch, die Vergangenheit vorhersagen zu wollen, ist zugleich eine spielerische Anregung, aus gewohnten Denkmustern, Strukturen und vermeintlich unausweichlichen Entwicklungen auszubrechen.
Anna Spanlang: CEREAL / Soy Claudia, soy Esther y soy Teresa. Soy Ingrid, soy Fabiola y soy Valeria, 2022, 35:00 Min
CEREAL ist als Miniserie in elf Episoden angelegt, die aus scheinbar endlosen Mengen von Smartphone-Aufnahmen zusammengesetzt sind. Der Inhalt dieses Materials – Grenzzäune, Popmusik, Tourist*innen bei der mexikanischen Sonnenpyramide, Küchengespräche mit Freund*innen, Protestaktionen im öffentlichen Raum und das Filmemachen – wirkt zunächst unbeschwert und spielerisch. Im Verlauf offenbart der Rhythmus dieses involvierenden Videotagebuchs einen zutiefst intelligenten, rigorosen Schnitt, der auf einen kritischen-sinnlichen Feminismus hinarbeitet. CEREAL ist eine künstlerische Erinnerungsarbeit, die mehr ist als nur die Summe ihrer Fragmente ist, und zeigt, wie individuelles Erleben unauflöslich an Gemeinschaft gebunden ist.
Sonntag, 2. Juli 2023, 21 Uhr
Im Anschluss an das Filmprogramm findet ein Gespräch mit den Filmemacher*innen Benjamin Busch und Sadia Sharmin statt.
Vika Kirchenbauer: The Capacity for Adequate Anger, 2021, 15:08 Min
Ist Distanz in Bezug auf das eigene Leben, die eigene Vergangenheit und die eigene gesellschaftliche Positionierung möglich? Wer kann sich überhaupt distanzieren und wessen Körper kommt das Privileg der Distanzierung wiederum nicht zu Teil? Eine Rückkehr in ihr Heimatdorf nach über zehnjähriger Abwesenheit bildet den Ausgangspunkt für Kirchenbauers Videoarbeit, in der sie Fotografien, die auf dieser Reise entstanden sind, mit Scans von Kinderzeichnungen, CD-Booklets, Familienfotos und Basketball-Sammelkarten sowie mit neu kadrierten Szenen einer Anime-Serie zu einem fiktiven und geschlechtuneindeutigen Porträt von Marie Antoinette collagiert. Aufstieg und Klasse, Entfremdung und Distanz sind zentrale Themen im selbstreflexiven Filmessay über ihre Biografie und künstlerische Praxis.
Liz Johnson Artur: Real...Times, 2018, 11:52 Min
Seit über 30 Jahren arbeitet Liz Johnson Artur am Black Balloon Archive (1991-heute), das Gesellschaften auch aus anderen Perspektiven sichtbar macht. Durch die kontinuierliche Ansammlung an Skizzenbüchern und Fotografien repräsentiert es auch ein fehlende institutionelle Bewahrung. Für dieses Video verschränkt Johnson Artur Fotografien mit Filmaufnahmen von Begegnungen mit Menschen und Communities in Südlondon, sowie von Beobachtungen einer Protestaktionen anlässlich des Windrush-Skandals 2018, im Zuge dessen aufgedeckt wurde, dass Tausende der seit Jahrzehnten in Großbritannien lebende Bürger*innen aus früheren britischen Kolonien aufgrund der konservativen Einwanderungspolitik als illegal eingewandert betrachtet wurden.
Benjamin Busch & Sadia Sharmin: Amader Pathagar (A Library of Our Own), 2021, 18:19 Min
Anhand von Interviews und Bildmaterial porträtiert der Film die Shaheed Rumi Memorial Library in der selbstorganisierten Siedlung Karail Basti in Dhaka, Bangladesh, und ihre Mitglieder. Als Bibliothek gegründet, die hegemoniale Systeme in Frage stellt, ist sie die Basis einer gemeinsam erarbeiteten Idee des Widerstand herangewachsen. Das Archivprojekt geht über das Lesen hinaus, konfrontiert autoritäre Perspektiven und definiert Informalität neu. Interviewaufnahmen werden mit kollektiven Zeichnungen und einem 3D-Scan des Ortes zu einer vielschichtigen Darstellung und filmischen Immersion. Der Film ist Teil des Habitat Forum Berlin Archivs, das einem internationalen Netzwerk von unabhängigen Institutionen angehört, die für mit- und selbstbestimmtes Wohnen und Leben kämpfen.
Grafische Gestaltung: Marcus Wachter
Eingeladen von Gregor Peschko
CHARLOTTE MARIA KÄTZL
playful mutations for a new normal
11.05. –16.07.2023
Kaffeeklatsch mit Charlotte Maria Kätzl und Clara Hofmann:
21.06. 17 Uhr
Are you exhausted? You are exhausted.
Charlotte Maria Kätzl entwirft in playful mutations for a new normal mit Kostümarbeiten, Licht- und Videoinstallationen eine Ausstellung als begehbaren Zustand im IDEAL. Es entsteht ein temporärer Ort der Transformation und unsere Vorstellungen vom menschlichen Körper, von Genderidentitäten und Konventionen erfahren spekulative Verwandlungen. Die verwendeten Materialien stammen vornehmlich aus den 1950er bis 70er Jahren und erzählen von Wohlstand, Häuslichkeit, Bürgertum. Der humorvolle Umgang mit dem (historischen) Material verschiebt anthropozentristische Grenzziehungen zwischen Natur- und Menschenbild und erschafft fluide Figuren. In der Ausstellung manifestiert sich ein Szenario, das eine queere Verarbeitung historischer Narrative von einer begehrenswerten Zukunft verkörpert.
I am the only one still alive. Am I the only one still alive?
Grundlage der Ausstellung ist die aktuelle Videoarbeit speaking flowers, die gemeinsam mit Conrad Veit entstanden ist, mit dem Kätzl eine langjährige Zusammenarbeit verbindet. Der Film ist einer Blume gewidmet, die auf der Raumstation ISS ohne Erde und in Schwerelosigkeit gezüchtet wurde. Blühende Bäume stehen alleine im Bild, das Gras ist fast zu grün und der Himmel fast zu blau. Blumenmeere blenden in andere Blumenmeere über. In diesem posthumanen Märchen wirft eine Stimme existentielle Fragen auf. Sie spricht zu uns aus dem Erdboden, dem Himmel, aus den Gewächsen oder den Dekoartikeln, die als einzige Fragmente von einer sonst abwesenden Gesellschaft zeugen. Kätzl agiert, selbst zur Blume geworden, als Protagonistin des Films, der kitschig-schöne Naturaufnahmen mit klischierten Symbolen einer vergangenen Epoche der Dekadenz versetzt. Die anachronistisch-betörende Ästhetik wirft einen melancholischen Schatten aus einer Zeit, als man eine blühende Vorstellung von Zukunft hatte.
Be bright, be happy, be you!
Zitate aus dem Film speaking flowers, gemeinsam mit Konrad Veit, 2023.
Graphic design: Cristina Zickert, 2023.
ZENTRUM
01.12.22 - 08.02.23
ZENTRUM highlights models of self-organization, decentralized networks and collective work. As a contact zone of different art spaces, the exhibition offers a space to jointly develop approaches for solidary structures and the sharing of resources. How can these shared spaces be maintained and organized? How can collective structures be preserved from institutional fixation?
The exhibition space acts as a hub to other exhibitions taking place online and in other art spaces. ZENTRUM thus articulates a network of relationships with new alliances and collaborations.
In the context of the exhibition, the digital platform FAR (Foundation for Artistic Relations) was created in collaboration with Kunstraum Rosa Stern/Munich and Fabian Hampel as a digital exhibition space and tool for networking. IDEAL enters into an exchange of content with the collective of the Kunstverein Leipzig. Connected to the content of the current exhibitions of both spaces, a publication will be created. The exhibition will be accompanied by a series of events.
In collaboration with: KV Leipzig, OxfordBerlin, Rosa Stern Space Munich and FAR - Foundation for Artistic Relations.
With digital and analog works by: Samuel Bich, Moving Target Collective (Alexa Steinbrück, Natalie Sontopski, Amelie Goldfuß), Fabian Hampel, Vanessa Opoku, Nadine Rangosch, Lion Sauterleute, Merlin Stadler, Paul Valentin.
Text/Presentations: Federica Bueti, Julia Pfeiffer
Curation and display: Gregor Peschko
Curation and onlineplatform: Fabian Hampel, Kalas Liebfried, Merlin Stadler, Alexander Scharf
Support: Alan Biehlig, Evgenij Gottfried, Clara Hofmann
Graphics: Marcus Wachter
The project is supported by funds from the Kulturstiftung des Freistaates Sachsen and the Kulturamt Leipzig.
DIALOG: Ein Heer aus Wut und Wünschen
Katrin Ströbel
17.11. - 07.12.
Nach und nach tauchen gezeichnete Frauengestalten auf der weißen Fläche der Plakatwand auf. Sie geben nicht viel von sich preis - ihre Plakate sind leer, ihre Forderungen oder Statements sucht man vergebens. Es könnten Frauen vor 80 Jahren in Berlin, vor fünf Jahren in den USA, gestern in Afghanistan und heute im Iran sein.
Die Vorlagen für die Zeichnungen sind Fotografien von demonstrierenden Frauen aus verschiedenen zeitlichen und geografischen Kontexten. Sowohl die Kontexte als auch die Forderungen der Frauen bleiben bewusst verborgen. Durch Wdiese Verweigerung der Einordbarkeit werden die leeren Transparente zu Projektionsflächen. Ein Heer aus Wut und Wünschen ist nicht stabil, sondern eine Arbeit, die sich mit der Zeit, an den jeweiligen Orten und mit der Situation, der sie Betrachtenden permanent verändert und verwandelt. Der Moment des Widerstands tritt vor die einzelnen Forderungen.
Das Projekt wird von Clara Hofmann kuratiert und mit Mittel der Kulturstiftung Sachsen und der Stadt Leipzig gefördert.
Katrin Ströbel (*1975) lebt in Marseille, Rabat und Stuttgart. Ihre Zeichnungen, ortsspezifischen Arbeiten und Installationen basieren auf einer kritischen Auseinandersetzung mit den sozialen und geopolitischen Bedingungen, die unseren gesellschaftlichen Alltag definieren. Ströbels Arbeit beschäftigt sich mit kulturellen Codes und (visuellen) Sprachen sowie mit Themen wie Kolonialismus, Migration und Vertreibung, und zeigt, wie sehr Geschlechter- und Geopolitiken miteinander verbunden sind. Seit 2004 hat die Künstlerin regelmäßig in Marokko, Nigeria, Senegal, Südafrika, Peru, Australien und den USA gearbeitet. Katrin Ströbel hat bildende Kunst und Literatur studiert und in Kunstgeschichte promoviert. Seit 2013 lehrt sie als Professorin an der Villa Arson, École nationale supérieure d’art Nice, Frankreich.
(english version below)
In Gift erforscht Julian Irlinger Prozesse der Geschichtsschreibung in der Auseinandersetzung mit dem Archiv des Wende Museums in Los Angeles, einem der größten historischen Archive zur DDR Geschichte. Der institutionelle Prozess, der die Relevanz von Exponaten vor der Aufnahme ins Archiv kontrolliert, wird von Irlinger durch eine künstlerische Schenkung dokumentarischer Materialien verhandelt. Die von ihm geschenkten Unterlagen und Fotografien dokumentieren die aufeinanderfolgenden Besitzverhältnisse von einem Haus in Schönebeck an der Elbe. Das Anwesen wurde seiner Großmutter 1983 von der DDR entzogen, 1991 von der BRD an sie zurückübertragen und schließlich 1992 verkauft.
Diese Dokumente, der Akt der Schenkung und die Geschichte, die sie erzählen, beschreiben nicht nur verschiedene Formen des Eigentums, der Urheber:innenschaft und der Aneignung, sondern sie untersuchen auch, wie Kunst eine Infrastruktur zur Auseinandersetzung mit solchen Prozessen bilden kann. Da das Wende Museum solche Dokumente normalerweise nicht als Schenkung akzeptiert, stellte Julian Irlinger gegenüber dem Museum den Akt der Schenkung selbst als Kunstwerk in den Vordergrund.
Gift hat verschiedene Manifestationen durchlaufen: von einer Ausstellung in der Galerie Wedding in Berlin (2020) über einen von Spector Books herausgegebenen Band (2021) bis hin zu seiner finalen Verortung im spezifischen Kontext des Wende Museums (2022). Parallel zur Präsentation im Wende Museum wird die Schenkung in Leipzig und Schönebeck an der Elbe über Plakatwände im öffentlichen Raum begleitet. Beide Plakatwände zeigen das von Irlinger angeforderte Dokument als Nachweis für die Annahme der Schenkung, während sie gleichzeitig die Art des geschenkten Materials beschreiben und den Standort des Hauses veröffentlichen. In Schönebeck befindet sich das Plakatmotiv auf dem Marktplatz der Stadt, nur wenige Gehminuten von dem betreffenden Gebäude entfernt. In Leipzig, einem zentralen Ort der Wende-Geschichte, steht die Plakatwand vor dem Kunstraum IDEAL.
09.10. opening in Schönebeck (Elbe)
13.11. opening at Wendemuseum in Los Angeles
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Die Präsentation auf den Plakatflächen findet im Rahmen des DIALOG Ausstellungsformates des Kunstraumes IDEAL statt. Das DIALOG Format generiert über die parallele Bespielung von Plakatflächen an unterschiedlichen Orten übergreifende Ausstellungsszenarien. Über die Konstellation der eingebundenen Orte und im Dazwischen der Bildträger entstehen durch künstlerische Herangehensweisen Verknüpfungen, durch die Fragen nach den spezifischen Räumen und ihren Verflechtungen thematisiert sowie globale und lokale Kontextualisierungen herausgefordert werden. Das Format wird von Gregor Peschko und Clara Hofmann kuratiert.
www.idealartspace.de
Die Arbeit Gift wurde durch die Kulturstiftung Hessen ermöglicht. Die Präsentation im Rahmen des DIALOG Formates des IDEAL wird durch die Stadt Leipzig sowie die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen gefördert.
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In Gift Julian Irlinger explores the writing of history through an institutional process by donating various documentary materials to the Wende Museum in Los Angeles, one of the largest historical archives on GDR history. Irlinger negotiates the institutional process that controls the relevance of artifacts before they enter the archive through an artistic donation of documentary materials. The documents and photographs record the consecutive forms of ownership of a house in Schönebeck an der Elbe. The property was confiscated in 1983 from his grandmother by the German Democratic Republic, transferred back to her in 1991 by the Federal German Republic, and subsequently sold in 1992.
These documents, the act of donation, and the story they tell not only describe various forms of ownership, authorship and appropriation, they also examine how art can operate as an infrastructure to address such processes. While the Wende Museum would normally not have accepted these documents as a donation in the first place, Julian Irlinger foregrounded in conversations with the museum the act of donation itself as the work of art.
Gift evolved through several different manifestations: from an exhibition at Galerie Wedding in Berlin (2020) to a volume published by Spector Books (2021) and finally becoming situated in a specific context: the Wende Museum (2022). Following this process the DIALOG billboards extend Gift over the public space of two cities: Leipzig and Schönebeck an der Elbe. Both billboards display the document Irlinger requested from the institution as a proof of the donation’s acceptance while they also describe the nature of the donated material and disclose the property’s location. In Schönebeck, the billboard is placed at the town's central Marktplatz just a few minutes walk from the building in question. The installation of the temporary billboards in Leipzig and Schönebeck coincide with the presentation of the donated material at the Wende Museum in Los Angeles.
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The presentation on the billboards takes place within the framework of the DIALOG exhibition format of Kunstraum IDEAL. The DIALOG format generates overlapping exhibition scenarios through the parallel use of billboards at different locations. Through the constellation of the integrated locations and in the in-between of the image carriers, artistic approaches create links through which questions about specific spaces and their interconnections are addressed and global and local contextualizations are challenged. The format is curated by Gregor Peschko and Clara Hofmann.
www.idealartspace.de
The work Gift was made possible by the Kulturstiftung Hessen. The presentation as part of the DIALOG format of IDEAL is supported by the City of Leipzig as well as the Cultural Foundation of the Free State of Saxony.
IDEAL FORUM
19.05.21 - 19.10.22
Wie lassen sich Verhältnisformen im Kunstfeld und Bedingungen von Kollektivität aus der Krise heraus anders denken? Was sind die infrastrukturellen Bedingungen und Limitierungen einer Versammlung, einer Community und ihren Diskursen?
In einem andauernden Prozess wird das räumliche Setting der Ausstellung IDEAL FORUM in mehreren Episoden durch verschiedene Künstler*innen und kooperierende Kunsträume aktiviert, transformiert, angeeignet und umgedeutet. Es entsteht ein Versuchsfeld zwischen Autonomie und Interdependenz, in dem Hierarchien zerfließen, sich Autor*innenschaften durchdringen und die Infrastruktur des „Forums“ in einem gemeinsamen Prozess kontinuierlich verlernt, geprobt, verworfen und neu ausgehandelt wird. Im Kontext des selbstorganisierten Offspace – als Plattform und Para-Institution – dient die Ausstellung als Modell für Untersuchungen dominierender Aspekte des Plattformdesigns und Möglichkeiten einer subversiven, aktivistischen Infrastruktur.
Beteiligte Künstler*innen: Martin Beck, Sophia Eisenhut, Greater Form / Projektraum für Kulturelle Teilhabe, Clara Hausmann & Frederik Worm, Calla Henkel & Max Pitegoff, Christian Kölbl, Achim Lengerer/Scriptings, Samra Ghazal Alhamwi, Joni Barnard, Carl Gerber, Ginan Seidl, Franziska Gänsler & Hannah Sehl, Contact Zones (Elisabeth Pichler & Tereza Rudolf with Katrin Kamrau, Marge Monko, Markéta Kinterová, Benedek Regős)
Im Rahmen des Projektes finden Kooperationen mit dem Projekt „Broken Relations: Infrastruktur und Unterbrechung“ von Beatrice von Bismarck und Ilse Lafer in der Galerie der HGB Leipzig und dem Projekt „Contact Zones“ von Elisabeth Pichler und Tereza Rudolf statt.
IDEAL FORUM wird von Gregor Peschko kuratiert und in Zusammenarbeit mit Clara Hofmann organisiert. Das grafische Erscheinungsbild wird von Marcus Wachter gestaltet.
Das Projekt wird durch Fördermittel des Staatlichen Kunstfond Dänemark und des Kulturamtes der Stadt Leipzig unterstützt.
//en
How can forms of relationships in the art field and conditions of collectivity be thought differently out of the crisis? What are the infrastructural conditions and limitations of an assembly, a community and its discourses?
In an ongoing process, the spatial setting of the exhibition IDEAL FORUM is activated, transformed, appropriated and reinterpreted in several episodes by different artists and cooperating art spaces. An experimental field between autonomy and interdependence emerges, in which hierarchies dissolve, authorships overlap, and the infrastructure of the "forum" is continuously unlearned, rehearsed, discarded, and renegotiated in a collaborative process. In the context of the self-organized art space - as platform and para-institution - the exhibition serves as a model for investigations into dominant aspects of platform design and possible forms of a subversive, activist infrastructure.
Participating artists: Martin Beck, Sophia Eisenhut, Greater Form / Projektraum für Kulturelle Teilhabe, Clara Hausmann & Frederik Worm, Calla Henkel & Max Pitegoff, Christian Kölbl, Achim Lengerer/Scriptings, Samra Ghazal Alhamwi, Joni Barnard, Carl Gerber, Ginan Seidl, Franziska Gänsler & Hannah Sehl, Contact Zones (Elisabeth Pichler & Tereza Rudolf with Katrin Kamrau, Marge Monko, Markéta Kinterová, Benedek Regős)
In the context of the project there will be collaborations with the project at the HGB "Broken Relations: Infrastruktur und Unterbrechung" by Beatrice von Bismarck and Ilse Lafer and the project "Contact Zones" by Elisabeth Pichler and Tereza Rudolf.
IDEAL FORUM is curated by Gregor Peschko and organised together with Clara Hofmann. The graphic design is done by Marcus Wachter. The project is supported by grants from the State Art Fund Denmark and the Cultural Office of the City of Leipzig.
/// Der für die Erstürmung errichtete dreistöckige Bau wird von einer massiven Metallkonstruktion getragen, der große Planen mit aufgedruckten Fassadenteilen vorgehängt sind. Einschusslöcher, blinde Fenster und die originalgetreue Inschrift Dem Deutschen Volke sind detailliert zu erkennen. Mit 10.000 Zuschauer*innen auf Tribünen vor Ort und einer TV-Liveübertragung wird die Schlüsselszene des russischen Kriegsgedenkens als mediales Großereignis reinszeniert.
/// Am Abend des 30. April 1945 nimmt die Rote Armee den Reichstag ein, Soldaten hissen die Rote Fahne auf dem Gebäude. Zwei Tage nach der Erstürmung wird die Szene für ein offizielles Foto nochmals wiederholt.
Insgesamt werden am zerstörten Reichstag rund 40 Flaggen angebracht. Die Fahne mit der Nummer 5 erklärt man schließlich zum offiziellen Siegesbanner.
/// Für die Besucher*innen der Modellstadt steht der Reichstag alle 2 Minuten in Flammen.
Mit REKAPITULIEREN seziert Juliane Jaschnow aktuelle und historische Schichtungen des ikonischen Symbols des Reichstags. Die Narrative dieses Ortes werden in der Ausstellung dekonstruiert und das Erinnerungskondensat als hybride mediale Kulisse lesbar.
Die Ausstellung wird durch Förderung des Kulturamtes Leipzig ermöglicht.
--en
/// The three-storey building erected for the storming is supported by a massive metal construction with large canvases with parts of the facade printed on them. Bullet holes, blind windows and the original inscription "Dem Deutschen Volke" (To The German People) can be seen. With 10,000 spectators in stands on site and a live TV broadcast, the key scene of Russian war commemoration is restaged as a major media event.
/// On the evening of 30 April 1945, the Red Army captures the Reichstag, soldiers hoist the Red Flag on the building. On the following days, the scene is repeated again for photography and film recordings. A total of around 40 flags are placed on the destroyed Reichstag. Flag no. 5 is finally declared the official victory banner.
/// For visitors of the model city, the Reichstag is on fire every 2 minutes.
With REKAPITULIEREN Juliane Jaschnow dissects current and historical layers of the iconic symbol of the Reichstag. The narratives of this place are deconstructed in the exhibition and its condensed memory condensate Reichstag becomes legible as a hybrid media setting.
The exhibition is supported by Kulturamt Leipzig.
FALSE GROUND CARRIER
Kalas Liebfried, Timo Herbst, Gregor Peschko
24.09. - 18.10.2020
In dem Ausstellungsprojekt FALSE GROUND CARRIER im Leipziger Kunstraum IDEAL thematisieren die Künstler Timo Herbst und Gregor Peschko in Zusammenarbeit mit Kalas Liebfried in einem gemeinsamen multimedialen Projekt Protest und gesellschaftliche Bewegungen in Bezug zu ihrer medialen Verbreitung. Der Begriff „False Ground" – ursprünglich „Faux Terrain“ – bezeichnet den schmalen Raum zwischen den Betrachter*innen und der Leinwand der Panoramen des 19. Jahrhunderts.
Ausgehend von Filmaufnahmen, die Timo Herbst 2019 während der Proteste in Hongkong machte, greift die gemeinsame Installation mit Gregor Peschko diesen Raum zwischen Ereignis und dessen medialer Rezeption und Sichtbarkeit auf. Im Prozess der Ausstellung inszenierten Peschko und Herbst Projektionen des ursprünglichen Videomaterials in einem abstrakten Panorama und erprobten durch die Kamera Möglichkeiten der physischen Positionierung zu den projizierten Bildern. Die dabei entstandenen Aufnahmen speisen eine mehrkanalige Videoinstallation im IDEAL, welche über diesen Zwischenraum Wege einer Berichterstattung abtastet.Kalas Liebfried entwickelte parallel mit dem gleichen Ausgangsmaterial eine Soundarbeit, die während der Eröffnung beim Radiosender RadioBlau und im IDEAL gespielt wird. FALSE GROUND CARRIER wird damit selbst zu physischen und digitalen Kanälen der Berichterstattung, einem Transit-Raum, einem doppelten Faux Terrain, in dem aktuelle Sicht- und Unsichtbarkeiten des Protests und Leerstellen von Medienverbreitung befragt werden.
Öffnungszeiten während der Ausstellung:
Mi + So 15:00 - 18:00
//en
In the exhibition project FALSE GROUND CARRIER at IDEAL art space in Leipzig, the artists Timo Herbst and Gregor Peschko, in collaboration with Kalas Liebfried, focus in a joint multimedia project on protest and social movements in relation to their media dissemination. The term "False Ground" - originally "Faux Terrain" - refers to the narrow space between the viewer inside and the canvas of the 19th century panoramas.
Based on film footage taken by Timo Herbst 2019 during the protests in Hong Kong, the joint installation with Gregor Peschko takes up this space between the event and its media reception and visibility. In the process of the exhibition, Peschko and Herbst staged projections of the original video material in an abstract panorama and examined possibilities of physical positioning in relation to the projected images. The resulting images feed a multi-channel video installation at IDEAL, which explores ways of reporting through the setting of this intermediate space. Kalas Liebfried developed parallel with the same source material a sound piece, which will be broadcasted during the opening at the radio station RadioBlau and in the IDEAL. FALSE GROUND CARRIER itself thus becomes a physical and digital channel of media coverage, a transit space, a double faux terrain, in which the current visibility and invisibility of protest and gaps in media distribution are questioned.
opening hours during the exhibition:
wed + sun 3 - 6pm
Das Projekt wurde mit Förderung des Kulturamtes der Stadt Leipzig realisiert.
Unterstützt wurde der Arbeitsprozess durch das Denkzeitstipendium der Kultustiftung des Freistaates Sachsen für Timo Herbst und Gregor Peschko.
The project is funded by the cultural office of Leipzig.
The working process was supported through the Denkzeit- fellowship of the cultural foundation of the state of saxony for Timo Herbst and Gregor Peschko.
Eine Kamera wird vor der Linse einer anderen Kamera zerlegt, die Aufnahmen werden im gleichen
Studio projiziert und neu gefilmt. „Model of Continuation“ zeigt die Rückkehr des Materials aus
Lina Selanders früherem Film „To the Vision Machine“ an seinen Entstehungsort. Darin folgt sie ihrem Interesse für Orte und Ereignisse, die bereits bearbeitet wurden, über-dokumentiert sind
und als Teil des kollektiven Gedächtnisses fungieren: Eine Reflexion über die Detonation der Atombombe über Hiroshima als fotografisches Ereignis. Die Re-Vision ermöglicht eine neue Sichtweise auf die Bilder und ihre Produktionsmechanismen: Was sie zeigen können und was außerhalb von ihnen liegt - oder was sie hinterlassen. Filmmontage als endlose Neudefinition: Betrachten, Lesen, Interpretieren, Erkennen.
(2013, 24:00 Min.)
Katharina Wittmann wird eine Einführung geben und im Anschluss gibt es die Möglichkeit für Austausch und Gespräch.
Die Filmreihe VISUAL TRUTHS, die im IDEAL stattfindet, beleuchtet Wahrheits- und Erinnerungskonstruktionen im Bewegtbild und richtet einen Fokus auf Verschiebungen innerhalb der Begrifflichkeiten Zeug*innenschaft und Evidenz im 21. Jahrhundert.
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A camera is disassembled in front of the lens of another camera, the images are projected and re-filmed in the same studio. "Model of Continuation" shows the return of the material from Lina Selander's earlier film "To the Vision Machine" to its place of origin. In it, she follows her interest in places and events that have already been edited, over-documented, and act as part of the collective memory: A reflection on the detonation of the atomic bomb over Hiroshima as a photographic event. The re-vision enables a new perspective on the images and their production mechanisms: What they can show and what lies outside them - or what they leave behind. Film montage as endless redefinition: viewing, reading, interpreting, recognizing.
(2013, 24:00 min)
Katharina Wittmann will give an introduction and afterwards there will be the opportunity for exchange and discussion.
The film series VISUAL TRUTHS at IDEAL illuminates truth and memory constructions in the moving image and focuses on shifts in the terms of witnessing and evidence in the 21st century.
Das Projekt wird mit Förderung des Kulturamtes der Stadt Leipzig realisiert.
The project is funded by the cultural office of Leipzig.
An den Rändern und Nebenschauplätzen. Hinter den Apparaten, behind the scenes. Korpys/Löffler verfolgen in "Echokammer" ihre bekannte künstlerische Praxis: Dort zu drehen, wo sich Medienvertreter*innen, die professionellen Beobachter*innen, auf ein gesamtgesellschaftliches Ereignis vorbereiten. Der G20 Gipfel 2017 in Hamburg - Korpys/Löffler führen mit ihrem kriminologischen Blick eine Perspektivverschiebung und Neuformulierung durch. Wie ereignet sich ein politisches Event? Welche Bilder bekommen wir zu sehen? Und welche Wirklichkeit entsteht durch die mediale Vermittlung?
(2018, 39:24 Min.)
Katharina Wittmann wird eine Einführung geben und im Anschluss gibt es die Möglichkeit für Austausch und Gespräch.
Die Filmreihe VISUAL TRUTHS, die im IDEAL stattfindet, beleuchtet Wahrheits- und Erinnerungskonstruktionen im Bewegtbild und richtet einen Fokus auf Verschiebungen innerhalb der Begrifflichkeiten Zeug*innenschaft und Evidenz im 21. Jahrhundert.
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At the edge of the margins and on the sidelines. Behind the apparatus, behind the scenes. In "Echo chamber" Korpys/Löffler follow their well-known artistic practice of filming where the media representatives, the professional observers, prepare for a public events. For the G20 summit in Hamburg in 2017 - with their criminologist perspective - Korpys/Löffler carry out a shift in perspective and reformulate the reporting of the scene. How does a political event happen? What images do we get to see? And what kind of reality is created through the media?
(2018, 39:24 min)
Katharina Wittmann will give an introduction and afterwards there will be the opportunity for exchange and discussion.
The film series VISUAL TRUTHS at IDEAL illuminates truth and memory constructions in the moving image and focuses on shifts in the terms of witnessing and evidence in the 21st century.
Das Projekt wird mit Förderung des Kulturamtes der Stadt Leipzig realisiert. / The project is funded by the cultural office of Leipzig.
opening hours: Wednesday & Sunday 15:00 -18:00
Next opening: 28/09/ 7pm
Katharina Zimmerhackl: Soliloquy with Ape
On screen: 28/09-15/12
Katharina Zimmerhackl: Soliloquy with Ape
4-Kanal-Installation, 40 Min. (Loop)
Eröffnung: 28.09.23, 19 Uhr
28.09.– 15.12.23
In einem zynischen Versuch, die sich ausbreitende Kategorisierung der Welt zu karikieren, stopft der forschungsreisende Präparator Charles Waterton 1824 einen Brüllaffen so aus, dass sein Gesicht beginnt, seltsam menschlich auszusehen – so als wäre er das letzte »missing link« zwischen Affe und Mensch. Er nennt ihn The Nondescript, das Unbeschriebene, und setzt den ausgestopften Kopf wie einen Herrscher auf eine Büste. Ein dunkles, umhaartes Gesicht, weiche, behaarte Schultern. Künstlich aufgeworfene Gesichtsfalten, künstliche Nase, künstliche Wangen, künstliche Lippen. Künstlich erzeugter Versuch einer künstlichen Grenze.
Die Arbeit Soliloquy with Ape setzt sich mit dieser Grenzziehung – zwischen den Arten, zwischen Mensch und Tier, zwischen Natur und Kultur – auseinander: In mehreren Kapiteln entfaltet sich ein fiktives Gespräch zwischen dem historischen Objekt und einer literarischen Figur. Ein als Reaktion auf den Nondescript entwickelter Text, der ihn adressiert und befragt, wird mit Fragmenten aus dem Roman The Unnamable von Samuel Beckett kontrastiert, einem Roman, der um die Auflösung des (erzählenden) Subjekts selbst kreist.
In der Klangarbeit treten diese Textebenen in Kontakt, wobei alle Texte von derselben Stimme, der Stimme der Künstlerin, gesprochen oder gesungen werden. Die Klangarbeit wird zum Monolog, Selbstgespräch und Dialog zugleich. Verstärkt wird dieser Effekt durch die Verräumlichung der Stimmen: Sie sind allgegenwärtig, wandern durch den Raum und zerfallen in Wortfetzen.
Zusätzliche Geräusche und Klänge – reißendes Papier oder Klebeband, Sprechpausen und Atemgeräusche, immer wieder ein Brummen im Hintergrund, quietschende Glasklänge, ein dumpfes Klopfen – vermitteln eine Räumlichkeit zwischen Krankenhaus und Dschungel, zwischen Weite und Enge und ein Gefühl zwischen Sehnsucht und Trauer.
In Kollaboration mit Achim Lengerer/Scriptings ist eine Publikation zur Klangarbeit entstanden, die im Rahmen der Ausstellung präsentiert wird.
Die Produktion der Arbeit wurde ermöglicht durch ein Stipendium der Stiftung Kunstfond. Die Arbeit wurde im Rahmen des Karl-Sczuka-Price 2023 mit dem Karl-Sczuka-Recherchestipendium 2023 in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut ausgezeichnet. Besonderer Dank gilt der Stadt Leipzig für die Unterstützung.
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In a cynical attempt to caricature the spreading categorization of the world, research-traveling taxidermist Charles Waterton stuffs a howler monkey in 1824 so that its face begins to look strangely human – as if it were the last "missing link" between ape and man. He calls him The Nondescript and places the stuffed head on a bust like a regent. A dark, cloaked face, soft, hairy shoulders. Artificially raised facial wrinkles, artificial nose, artificial cheeks, artificial lips. Artificially created attempt of an artificial border.
The work Soliloquy with Ape addresses this demarcation – between species, between human and animal, between nature and culture: A fictional conversation between the historical object and a literary character unfolds in several chapters. A text developed in response to the Nondescript, addressing and questioning it, is contrasted with fragments from the novel The Unnamable by Samuel Beckett, a novel that revolves around the dissolution of the (narrative) subject itself. The sound work becomes a monologue, soliloquy and dialogue at the same time. This effect is reinforced by the spatialization of the voices: They are omnipresent, wandering through the space and disintegrating into fragments of words.
Additional noises and sounds – tearing paper or tape, pauses in speech and breathing noises, a constant humming in the background, squeaking glass sounds, a dull knocking – convey a spatiality between hospital and jungle, between vastness and narrowness, and a feeling between longing and sadness.
In collaboration with Achim Lengerer/Scriptings, a publication on the sound work has been produced, which will be presented as part of the exhibition.
The production of the work was made possible by a grant from Stiftung Kunstfond. The work was awarded the Karl Sczuka Research Fellowship 2023 as part of the Karl Sczuka Prize 2023 in collaboration with the Goethe-Institut. Special thanks go to the city of Leipzig for its support.
A home is a home outside your own
Sommerkino im IDEAL Garten
Sonntag, 25. Juni 2023 und Sonntag, 02. Juli 2023, jeweils 21 Uhr
Parallel zur aktuellen Ausstellung findet diesen Sommer eine Filmreihe im Garten vom IDEAL statt. Das Programm ist kuratiert von June Drevet.
Warum archivieren wir uns selbst, unsere Familien und Communities? Was verkörpern diese Archive, was machen sie mit uns? Und welche Bedeutung haben sie aus queerfeministischer und intersektionaler Perspektive? An zwei Filmabenden präsentiert der Kunstraum IDEAL filmische Arbeiten von Künstler*innen, die die Untersuchung der Potenziale sowie Grenzen von nicht- institutionellen Fotoarchiven eint.
Persönliche Fotografien vergangener Zeiten erzählen nicht immer von einem wehmütigen Verlust, sondern von Wissen, das geteilt wird, als Nachahmung, Reproduktion und Kreation. Jede Ansammlung von Dokumenten kann durch die filmische Auseinandersetzung dreidimensional werden, ein Ort, ein Haus. Die Filme schauen über die emotionale Bedeutung von genannten Archiven hinaus und fragen, wie solche Orte organisiert werden können, nicht zuletzt um anderen Zugang zu geben.
June Drevet studierte Film- und Medienwissenschaften und beschloss ihren MA in Critical Studies an der Akademie für bildende Künste Wien. Sie arbeitet als Kuratorin, Autorin und Redakteurin in freien, institutionellen und wissenschaftlichen Kontexten mit Schwerpunkt auf Fotografie und Bewegtbild. Sie lebt in Berlin.
Mit Filmen von Anna Spanlang, Benjamin Busch & Sadia Sharmin, Cana Bilir- Meier, Liz Johnson Artur, Sky Hopinka, Vika Kirchenbauer.
Programm
Sonntag, 25. Juni 2023, 21 Uhr
June Drevet wird eine Einführung geben, im Anschluss gibt es die Möglichkeit für Austausch und Gespräch.
Sky Hopinka: Lore, 2019, 10:16 Min
In Hollis Framptons Experimentalfilm Nostalgia von 1971 erzählt der Autor anekdotisch von seiner künstlerischen Entwicklung, während Fotografien nacheinander auf eine Heizplatte gelegt werden und verbrennen. Hopinka führt das Prinzip in seiner Erzählung fort: Seine Hände arrangieren zerschnittene Fotos von Landschaften auf einem Projektor und langsam werden Aufnahmen einer Musikband eingeblendet; Erzählungen von Träumen, Erinnerungen und Realität, Vergangenheit und Gegenwart sowie Indigener Mythen, Familiengeschichten und sich auflösender Beziehungen erklingen dazu aus dem Off. Lore erzählt von der Vergangenheit und ihren Zeitdokumenten und wie sie auf unterschiedliche Weise als Wissen überdauern und weitergegeben werden können.
Cana Bilir-Meier: This Makes Me Want to Predict The Past, 2017, 16:02 Min
Ihre Kamera folgt den zwei jungen Frauen Aleyna Osmanoğlu und Sosuna Yıldız an einem Nachmittag im Einkaufszentrum, während sie über ihre Träume und Hoffnungen, Ängste und Albträume sprechen. Dabei überlagern sich Fiktion und Realität immer wieder. Schwarz-Weißes Super-8-Filmmaterial und Fotografien einer Theaterprobe von 1982 geben Einblick in den Alltag von Migrant*innen damals und heute, und bezeugen die Kontinuität von rassistischer Gewalt in Deutschland. Der im Titel angelegte Widerspruch, die Vergangenheit vorhersagen zu wollen, ist zugleich eine spielerische Anregung, aus gewohnten Denkmustern, Strukturen und vermeintlich unausweichlichen Entwicklungen auszubrechen.
Anna Spanlang: CEREAL / Soy Claudia, soy Esther y soy Teresa. Soy Ingrid, soy Fabiola y soy Valeria, 2022, 35:00 Min
CEREAL ist als Miniserie in elf Episoden angelegt, die aus scheinbar endlosen Mengen von Smartphone-Aufnahmen zusammengesetzt sind. Der Inhalt dieses Materials – Grenzzäune, Popmusik, Tourist*innen bei der mexikanischen Sonnenpyramide, Küchengespräche mit Freund*innen, Protestaktionen im öffentlichen Raum und das Filmemachen – wirkt zunächst unbeschwert und spielerisch. Im Verlauf offenbart der Rhythmus dieses involvierenden Videotagebuchs einen zutiefst intelligenten, rigorosen Schnitt, der auf einen kritischen-sinnlichen Feminismus hinarbeitet. CEREAL ist eine künstlerische Erinnerungsarbeit, die mehr ist als nur die Summe ihrer Fragmente ist, und zeigt, wie individuelles Erleben unauflöslich an Gemeinschaft gebunden ist.
Sonntag, 2. Juli 2023, 21 Uhr
Im Anschluss an das Filmprogramm findet ein Gespräch mit den Filmemacher*innen Benjamin Busch und Sadia Sharmin statt.
Vika Kirchenbauer: The Capacity for Adequate Anger, 2021, 15:08 Min
Ist Distanz in Bezug auf das eigene Leben, die eigene Vergangenheit und die eigene gesellschaftliche Positionierung möglich? Wer kann sich überhaupt distanzieren und wessen Körper kommt das Privileg der Distanzierung wiederum nicht zu Teil? Eine Rückkehr in ihr Heimatdorf nach über zehnjähriger Abwesenheit bildet den Ausgangspunkt für Kirchenbauers Videoarbeit, in der sie Fotografien, die auf dieser Reise entstanden sind, mit Scans von Kinderzeichnungen, CD-Booklets, Familienfotos und Basketball-Sammelkarten sowie mit neu kadrierten Szenen einer Anime-Serie zu einem fiktiven und geschlechtuneindeutigen Porträt von Marie Antoinette collagiert. Aufstieg und Klasse, Entfremdung und Distanz sind zentrale Themen im selbstreflexiven Filmessay über ihre Biografie und künstlerische Praxis.
Liz Johnson Artur: Real...Times, 2018, 11:52 Min
Seit über 30 Jahren arbeitet Liz Johnson Artur am Black Balloon Archive (1991-heute), das Gesellschaften auch aus anderen Perspektiven sichtbar macht. Durch die kontinuierliche Ansammlung an Skizzenbüchern und Fotografien repräsentiert es auch ein fehlende institutionelle Bewahrung. Für dieses Video verschränkt Johnson Artur Fotografien mit Filmaufnahmen von Begegnungen mit Menschen und Communities in Südlondon, sowie von Beobachtungen einer Protestaktionen anlässlich des Windrush-Skandals 2018, im Zuge dessen aufgedeckt wurde, dass Tausende der seit Jahrzehnten in Großbritannien lebende Bürger*innen aus früheren britischen Kolonien aufgrund der konservativen Einwanderungspolitik als illegal eingewandert betrachtet wurden.
Benjamin Busch & Sadia Sharmin: Amader Pathagar (A Library of Our Own), 2021, 18:19 Min
Anhand von Interviews und Bildmaterial porträtiert der Film die Shaheed Rumi Memorial Library in der selbstorganisierten Siedlung Karail Basti in Dhaka, Bangladesh, und ihre Mitglieder. Als Bibliothek gegründet, die hegemoniale Systeme in Frage stellt, ist sie die Basis einer gemeinsam erarbeiteten Idee des Widerstand herangewachsen. Das Archivprojekt geht über das Lesen hinaus, konfrontiert autoritäre Perspektiven und definiert Informalität neu. Interviewaufnahmen werden mit kollektiven Zeichnungen und einem 3D-Scan des Ortes zu einer vielschichtigen Darstellung und filmischen Immersion. Der Film ist Teil des Habitat Forum Berlin Archivs, das einem internationalen Netzwerk von unabhängigen Institutionen angehört, die für mit- und selbstbestimmtes Wohnen und Leben kämpfen.
Grafische Gestaltung: Marcus Wachter
Eingeladen von Gregor Peschko
CHARLOTTE MARIA KÄTZL
playful mutations for a new normal
11.05. –16.07.2023
Kaffeeklatsch mit Charlotte Maria Kätzl und Clara Hofmann:
21.06. 17 Uhr
Are you exhausted? You are exhausted.
Charlotte Maria Kätzl entwirft in playful mutations for a new normal mit Kostümarbeiten, Licht- und Videoinstallationen eine Ausstellung als begehbaren Zustand im IDEAL. Es entsteht ein temporärer Ort der Transformation und unsere Vorstellungen vom menschlichen Körper, von Genderidentitäten und Konventionen erfahren spekulative Verwandlungen. Die verwendeten Materialien stammen vornehmlich aus den 1950er bis 70er Jahren und erzählen von Wohlstand, Häuslichkeit, Bürgertum. Der humorvolle Umgang mit dem (historischen) Material verschiebt anthropozentristische Grenzziehungen zwischen Natur- und Menschenbild und erschafft fluide Figuren. In der Ausstellung manifestiert sich ein Szenario, das eine queere Verarbeitung historischer Narrative von einer begehrenswerten Zukunft verkörpert.
I am the only one still alive. Am I the only one still alive?
Grundlage der Ausstellung ist die aktuelle Videoarbeit speaking flowers, die gemeinsam mit Conrad Veit entstanden ist, mit dem Kätzl eine langjährige Zusammenarbeit verbindet. Der Film ist einer Blume gewidmet, die auf der Raumstation ISS ohne Erde und in Schwerelosigkeit gezüchtet wurde. Blühende Bäume stehen alleine im Bild, das Gras ist fast zu grün und der Himmel fast zu blau. Blumenmeere blenden in andere Blumenmeere über. In diesem posthumanen Märchen wirft eine Stimme existentielle Fragen auf. Sie spricht zu uns aus dem Erdboden, dem Himmel, aus den Gewächsen oder den Dekoartikeln, die als einzige Fragmente von einer sonst abwesenden Gesellschaft zeugen. Kätzl agiert, selbst zur Blume geworden, als Protagonistin des Films, der kitschig-schöne Naturaufnahmen mit klischierten Symbolen einer vergangenen Epoche der Dekadenz versetzt. Die anachronistisch-betörende Ästhetik wirft einen melancholischen Schatten aus einer Zeit, als man eine blühende Vorstellung von Zukunft hatte.
Be bright, be happy, be you!
Zitate aus dem Film speaking flowers, gemeinsam mit Konrad Veit, 2023.
Graphic design: Cristina Zickert, 2023.
ZENTRUM
01.12.22 - 08.02.23
ZENTRUM highlights models of self-organization, decentralized networks and collective work. As a contact zone of different art spaces, the exhibition offers a space to jointly develop approaches for solidary structures and the sharing of resources. How can these shared spaces be maintained and organized? How can collective structures be preserved from institutional fixation?
The exhibition space acts as a hub to other exhibitions taking place online and in other art spaces. ZENTRUM thus articulates a network of relationships with new alliances and collaborations.
In the context of the exhibition, the digital platform FAR (Foundation for Artistic Relations) was created in collaboration with Kunstraum Rosa Stern/Munich and Fabian Hampel as a digital exhibition space and tool for networking. IDEAL enters into an exchange of content with the collective of the Kunstverein Leipzig. Connected to the content of the current exhibitions of both spaces, a publication will be created. The exhibition will be accompanied by a series of events.
In collaboration with: KV Leipzig, OxfordBerlin, Rosa Stern Space Munich and FAR - Foundation for Artistic Relations.
With digital and analog works by: Samuel Bich, Moving Target Collective (Alexa Steinbrück, Natalie Sontopski, Amelie Goldfuß), Fabian Hampel, Vanessa Opoku, Nadine Rangosch, Lion Sauterleute, Merlin Stadler, Paul Valentin.
Text/Presentations: Federica Bueti, Julia Pfeiffer
Curation and display: Gregor Peschko
Curation and onlineplatform: Fabian Hampel, Kalas Liebfried, Merlin Stadler, Alexander Scharf
Support: Alan Biehlig, Evgenij Gottfried, Clara Hofmann
Graphics: Marcus Wachter
The project is supported by funds from the Kulturstiftung des Freistaates Sachsen and the Kulturamt Leipzig.
DIALOG: Ein Heer aus Wut und Wünschen
Katrin Ströbel
17.11. - 07.12.
Nach und nach tauchen gezeichnete Frauengestalten auf der weißen Fläche der Plakatwand auf. Sie geben nicht viel von sich preis - ihre Plakate sind leer, ihre Forderungen oder Statements sucht man vergebens. Es könnten Frauen vor 80 Jahren in Berlin, vor fünf Jahren in den USA, gestern in Afghanistan und heute im Iran sein.
Die Vorlagen für die Zeichnungen sind Fotografien von demonstrierenden Frauen aus verschiedenen zeitlichen und geografischen Kontexten. Sowohl die Kontexte als auch die Forderungen der Frauen bleiben bewusst verborgen. Durch Wdiese Verweigerung der Einordbarkeit werden die leeren Transparente zu Projektionsflächen. Ein Heer aus Wut und Wünschen ist nicht stabil, sondern eine Arbeit, die sich mit der Zeit, an den jeweiligen Orten und mit der Situation, der sie Betrachtenden permanent verändert und verwandelt. Der Moment des Widerstands tritt vor die einzelnen Forderungen.
Das Projekt wird von Clara Hofmann kuratiert und mit Mittel der Kulturstiftung Sachsen und der Stadt Leipzig gefördert.
Katrin Ströbel (*1975) lebt in Marseille, Rabat und Stuttgart. Ihre Zeichnungen, ortsspezifischen Arbeiten und Installationen basieren auf einer kritischen Auseinandersetzung mit den sozialen und geopolitischen Bedingungen, die unseren gesellschaftlichen Alltag definieren. Ströbels Arbeit beschäftigt sich mit kulturellen Codes und (visuellen) Sprachen sowie mit Themen wie Kolonialismus, Migration und Vertreibung, und zeigt, wie sehr Geschlechter- und Geopolitiken miteinander verbunden sind. Seit 2004 hat die Künstlerin regelmäßig in Marokko, Nigeria, Senegal, Südafrika, Peru, Australien und den USA gearbeitet. Katrin Ströbel hat bildende Kunst und Literatur studiert und in Kunstgeschichte promoviert. Seit 2013 lehrt sie als Professorin an der Villa Arson, École nationale supérieure d’art Nice, Frankreich.
(english version below)
In Gift erforscht Julian Irlinger Prozesse der Geschichtsschreibung in der Auseinandersetzung mit dem Archiv des Wende Museums in Los Angeles, einem der größten historischen Archive zur DDR Geschichte. Der institutionelle Prozess, der die Relevanz von Exponaten vor der Aufnahme ins Archiv kontrolliert, wird von Irlinger durch eine künstlerische Schenkung dokumentarischer Materialien verhandelt. Die von ihm geschenkten Unterlagen und Fotografien dokumentieren die aufeinanderfolgenden Besitzverhältnisse von einem Haus in Schönebeck an der Elbe. Das Anwesen wurde seiner Großmutter 1983 von der DDR entzogen, 1991 von der BRD an sie zurückübertragen und schließlich 1992 verkauft.
Diese Dokumente, der Akt der Schenkung und die Geschichte, die sie erzählen, beschreiben nicht nur verschiedene Formen des Eigentums, der Urheber:innenschaft und der Aneignung, sondern sie untersuchen auch, wie Kunst eine Infrastruktur zur Auseinandersetzung mit solchen Prozessen bilden kann. Da das Wende Museum solche Dokumente normalerweise nicht als Schenkung akzeptiert, stellte Julian Irlinger gegenüber dem Museum den Akt der Schenkung selbst als Kunstwerk in den Vordergrund.
Gift hat verschiedene Manifestationen durchlaufen: von einer Ausstellung in der Galerie Wedding in Berlin (2020) über einen von Spector Books herausgegebenen Band (2021) bis hin zu seiner finalen Verortung im spezifischen Kontext des Wende Museums (2022). Parallel zur Präsentation im Wende Museum wird die Schenkung in Leipzig und Schönebeck an der Elbe über Plakatwände im öffentlichen Raum begleitet. Beide Plakatwände zeigen das von Irlinger angeforderte Dokument als Nachweis für die Annahme der Schenkung, während sie gleichzeitig die Art des geschenkten Materials beschreiben und den Standort des Hauses veröffentlichen. In Schönebeck befindet sich das Plakatmotiv auf dem Marktplatz der Stadt, nur wenige Gehminuten von dem betreffenden Gebäude entfernt. In Leipzig, einem zentralen Ort der Wende-Geschichte, steht die Plakatwand vor dem Kunstraum IDEAL.
09.10. opening in Schönebeck (Elbe)
13.11. opening at Wendemuseum in Los Angeles
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Die Präsentation auf den Plakatflächen findet im Rahmen des DIALOG Ausstellungsformates des Kunstraumes IDEAL statt. Das DIALOG Format generiert über die parallele Bespielung von Plakatflächen an unterschiedlichen Orten übergreifende Ausstellungsszenarien. Über die Konstellation der eingebundenen Orte und im Dazwischen der Bildträger entstehen durch künstlerische Herangehensweisen Verknüpfungen, durch die Fragen nach den spezifischen Räumen und ihren Verflechtungen thematisiert sowie globale und lokale Kontextualisierungen herausgefordert werden. Das Format wird von Gregor Peschko und Clara Hofmann kuratiert.
www.idealartspace.de
Die Arbeit Gift wurde durch die Kulturstiftung Hessen ermöglicht. Die Präsentation im Rahmen des DIALOG Formates des IDEAL wird durch die Stadt Leipzig sowie die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen gefördert.
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In Gift Julian Irlinger explores the writing of history through an institutional process by donating various documentary materials to the Wende Museum in Los Angeles, one of the largest historical archives on GDR history. Irlinger negotiates the institutional process that controls the relevance of artifacts before they enter the archive through an artistic donation of documentary materials. The documents and photographs record the consecutive forms of ownership of a house in Schönebeck an der Elbe. The property was confiscated in 1983 from his grandmother by the German Democratic Republic, transferred back to her in 1991 by the Federal German Republic, and subsequently sold in 1992.
These documents, the act of donation, and the story they tell not only describe various forms of ownership, authorship and appropriation, they also examine how art can operate as an infrastructure to address such processes. While the Wende Museum would normally not have accepted these documents as a donation in the first place, Julian Irlinger foregrounded in conversations with the museum the act of donation itself as the work of art.
Gift evolved through several different manifestations: from an exhibition at Galerie Wedding in Berlin (2020) to a volume published by Spector Books (2021) and finally becoming situated in a specific context: the Wende Museum (2022). Following this process the DIALOG billboards extend Gift over the public space of two cities: Leipzig and Schönebeck an der Elbe. Both billboards display the document Irlinger requested from the institution as a proof of the donation’s acceptance while they also describe the nature of the donated material and disclose the property’s location. In Schönebeck, the billboard is placed at the town's central Marktplatz just a few minutes walk from the building in question. The installation of the temporary billboards in Leipzig and Schönebeck coincide with the presentation of the donated material at the Wende Museum in Los Angeles.
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The presentation on the billboards takes place within the framework of the DIALOG exhibition format of Kunstraum IDEAL. The DIALOG format generates overlapping exhibition scenarios through the parallel use of billboards at different locations. Through the constellation of the integrated locations and in the in-between of the image carriers, artistic approaches create links through which questions about specific spaces and their interconnections are addressed and global and local contextualizations are challenged. The format is curated by Gregor Peschko and Clara Hofmann.
www.idealartspace.de
The work Gift was made possible by the Kulturstiftung Hessen. The presentation as part of the DIALOG format of IDEAL is supported by the City of Leipzig as well as the Cultural Foundation of the Free State of Saxony.
IDEAL FORUM
19.05.21 - 19.10.22
Wie lassen sich Verhältnisformen im Kunstfeld und Bedingungen von Kollektivität aus der Krise heraus anders denken? Was sind die infrastrukturellen Bedingungen und Limitierungen einer Versammlung, einer Community und ihren Diskursen?
In einem andauernden Prozess wird das räumliche Setting der Ausstellung IDEAL FORUM in mehreren Episoden durch verschiedene Künstler*innen und kooperierende Kunsträume aktiviert, transformiert, angeeignet und umgedeutet. Es entsteht ein Versuchsfeld zwischen Autonomie und Interdependenz, in dem Hierarchien zerfließen, sich Autor*innenschaften durchdringen und die Infrastruktur des „Forums“ in einem gemeinsamen Prozess kontinuierlich verlernt, geprobt, verworfen und neu ausgehandelt wird. Im Kontext des selbstorganisierten Offspace – als Plattform und Para-Institution – dient die Ausstellung als Modell für Untersuchungen dominierender Aspekte des Plattformdesigns und Möglichkeiten einer subversiven, aktivistischen Infrastruktur.
Beteiligte Künstler*innen: Martin Beck, Sophia Eisenhut, Greater Form / Projektraum für Kulturelle Teilhabe, Clara Hausmann & Frederik Worm, Calla Henkel & Max Pitegoff, Christian Kölbl, Achim Lengerer/Scriptings, Samra Ghazal Alhamwi, Joni Barnard, Carl Gerber, Ginan Seidl, Franziska Gänsler & Hannah Sehl, Contact Zones (Elisabeth Pichler & Tereza Rudolf with Katrin Kamrau, Marge Monko, Markéta Kinterová, Benedek Regős)
Im Rahmen des Projektes finden Kooperationen mit dem Projekt „Broken Relations: Infrastruktur und Unterbrechung“ von Beatrice von Bismarck und Ilse Lafer in der Galerie der HGB Leipzig und dem Projekt „Contact Zones“ von Elisabeth Pichler und Tereza Rudolf statt.
IDEAL FORUM wird von Gregor Peschko kuratiert und in Zusammenarbeit mit Clara Hofmann organisiert. Das grafische Erscheinungsbild wird von Marcus Wachter gestaltet.
Das Projekt wird durch Fördermittel des Staatlichen Kunstfond Dänemark und des Kulturamtes der Stadt Leipzig unterstützt.
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How can forms of relationships in the art field and conditions of collectivity be thought differently out of the crisis? What are the infrastructural conditions and limitations of an assembly, a community and its discourses?
In an ongoing process, the spatial setting of the exhibition IDEAL FORUM is activated, transformed, appropriated and reinterpreted in several episodes by different artists and cooperating art spaces. An experimental field between autonomy and interdependence emerges, in which hierarchies dissolve, authorships overlap, and the infrastructure of the "forum" is continuously unlearned, rehearsed, discarded, and renegotiated in a collaborative process. In the context of the self-organized art space - as platform and para-institution - the exhibition serves as a model for investigations into dominant aspects of platform design and possible forms of a subversive, activist infrastructure.
Participating artists: Martin Beck, Sophia Eisenhut, Greater Form / Projektraum für Kulturelle Teilhabe, Clara Hausmann & Frederik Worm, Calla Henkel & Max Pitegoff, Christian Kölbl, Achim Lengerer/Scriptings, Samra Ghazal Alhamwi, Joni Barnard, Carl Gerber, Ginan Seidl, Franziska Gänsler & Hannah Sehl, Contact Zones (Elisabeth Pichler & Tereza Rudolf with Katrin Kamrau, Marge Monko, Markéta Kinterová, Benedek Regős)
In the context of the project there will be collaborations with the project at the HGB "Broken Relations: Infrastruktur und Unterbrechung" by Beatrice von Bismarck and Ilse Lafer and the project "Contact Zones" by Elisabeth Pichler and Tereza Rudolf.
IDEAL FORUM is curated by Gregor Peschko and organised together with Clara Hofmann. The graphic design is done by Marcus Wachter. The project is supported by grants from the State Art Fund Denmark and the Cultural Office of the City of Leipzig.
/// Der für die Erstürmung errichtete dreistöckige Bau wird von einer massiven Metallkonstruktion getragen, der große Planen mit aufgedruckten Fassadenteilen vorgehängt sind. Einschusslöcher, blinde Fenster und die originalgetreue Inschrift Dem Deutschen Volke sind detailliert zu erkennen. Mit 10.000 Zuschauer*innen auf Tribünen vor Ort und einer TV-Liveübertragung wird die Schlüsselszene des russischen Kriegsgedenkens als mediales Großereignis reinszeniert.
/// Am Abend des 30. April 1945 nimmt die Rote Armee den Reichstag ein, Soldaten hissen die Rote Fahne auf dem Gebäude. Zwei Tage nach der Erstürmung wird die Szene für ein offizielles Foto nochmals wiederholt.
Insgesamt werden am zerstörten Reichstag rund 40 Flaggen angebracht. Die Fahne mit der Nummer 5 erklärt man schließlich zum offiziellen Siegesbanner.
/// Für die Besucher*innen der Modellstadt steht der Reichstag alle 2 Minuten in Flammen.
Mit REKAPITULIEREN seziert Juliane Jaschnow aktuelle und historische Schichtungen des ikonischen Symbols des Reichstags. Die Narrative dieses Ortes werden in der Ausstellung dekonstruiert und das Erinnerungskondensat als hybride mediale Kulisse lesbar.
Die Ausstellung wird durch Förderung des Kulturamtes Leipzig ermöglicht.
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/// The three-storey building erected for the storming is supported by a massive metal construction with large canvases with parts of the facade printed on them. Bullet holes, blind windows and the original inscription "Dem Deutschen Volke" (To The German People) can be seen. With 10,000 spectators in stands on site and a live TV broadcast, the key scene of Russian war commemoration is restaged as a major media event.
/// On the evening of 30 April 1945, the Red Army captures the Reichstag, soldiers hoist the Red Flag on the building. On the following days, the scene is repeated again for photography and film recordings. A total of around 40 flags are placed on the destroyed Reichstag. Flag no. 5 is finally declared the official victory banner.
/// For visitors of the model city, the Reichstag is on fire every 2 minutes.
With REKAPITULIEREN Juliane Jaschnow dissects current and historical layers of the iconic symbol of the Reichstag. The narratives of this place are deconstructed in the exhibition and its condensed memory condensate Reichstag becomes legible as a hybrid media setting.
The exhibition is supported by Kulturamt Leipzig.
FALSE GROUND CARRIER
Kalas Liebfried, Timo Herbst, Gregor Peschko
24.09. - 18.10.2020
In dem Ausstellungsprojekt FALSE GROUND CARRIER im Leipziger Kunstraum IDEAL thematisieren die Künstler Timo Herbst und Gregor Peschko in Zusammenarbeit mit Kalas Liebfried in einem gemeinsamen multimedialen Projekt Protest und gesellschaftliche Bewegungen in Bezug zu ihrer medialen Verbreitung. Der Begriff „False Ground" – ursprünglich „Faux Terrain“ – bezeichnet den schmalen Raum zwischen den Betrachter*innen und der Leinwand der Panoramen des 19. Jahrhunderts.
Ausgehend von Filmaufnahmen, die Timo Herbst 2019 während der Proteste in Hongkong machte, greift die gemeinsame Installation mit Gregor Peschko diesen Raum zwischen Ereignis und dessen medialer Rezeption und Sichtbarkeit auf. Im Prozess der Ausstellung inszenierten Peschko und Herbst Projektionen des ursprünglichen Videomaterials in einem abstrakten Panorama und erprobten durch die Kamera Möglichkeiten der physischen Positionierung zu den projizierten Bildern. Die dabei entstandenen Aufnahmen speisen eine mehrkanalige Videoinstallation im IDEAL, welche über diesen Zwischenraum Wege einer Berichterstattung abtastet.Kalas Liebfried entwickelte parallel mit dem gleichen Ausgangsmaterial eine Soundarbeit, die während der Eröffnung beim Radiosender RadioBlau und im IDEAL gespielt wird. FALSE GROUND CARRIER wird damit selbst zu physischen und digitalen Kanälen der Berichterstattung, einem Transit-Raum, einem doppelten Faux Terrain, in dem aktuelle Sicht- und Unsichtbarkeiten des Protests und Leerstellen von Medienverbreitung befragt werden.
Öffnungszeiten während der Ausstellung:
Mi + So 15:00 - 18:00
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In the exhibition project FALSE GROUND CARRIER at IDEAL art space in Leipzig, the artists Timo Herbst and Gregor Peschko, in collaboration with Kalas Liebfried, focus in a joint multimedia project on protest and social movements in relation to their media dissemination. The term "False Ground" - originally "Faux Terrain" - refers to the narrow space between the viewer inside and the canvas of the 19th century panoramas.
Based on film footage taken by Timo Herbst 2019 during the protests in Hong Kong, the joint installation with Gregor Peschko takes up this space between the event and its media reception and visibility. In the process of the exhibition, Peschko and Herbst staged projections of the original video material in an abstract panorama and examined possibilities of physical positioning in relation to the projected images. The resulting images feed a multi-channel video installation at IDEAL, which explores ways of reporting through the setting of this intermediate space. Kalas Liebfried developed parallel with the same source material a sound piece, which will be broadcasted during the opening at the radio station RadioBlau and in the IDEAL. FALSE GROUND CARRIER itself thus becomes a physical and digital channel of media coverage, a transit space, a double faux terrain, in which the current visibility and invisibility of protest and gaps in media distribution are questioned.
opening hours during the exhibition:
wed + sun 3 - 6pm
Das Projekt wurde mit Förderung des Kulturamtes der Stadt Leipzig realisiert.
Unterstützt wurde der Arbeitsprozess durch das Denkzeitstipendium der Kultustiftung des Freistaates Sachsen für Timo Herbst und Gregor Peschko.
The project is funded by the cultural office of Leipzig.
The working process was supported through the Denkzeit- fellowship of the cultural foundation of the state of saxony for Timo Herbst and Gregor Peschko.
Eine Kamera wird vor der Linse einer anderen Kamera zerlegt, die Aufnahmen werden im gleichen
Studio projiziert und neu gefilmt. „Model of Continuation“ zeigt die Rückkehr des Materials aus
Lina Selanders früherem Film „To the Vision Machine“ an seinen Entstehungsort. Darin folgt sie ihrem Interesse für Orte und Ereignisse, die bereits bearbeitet wurden, über-dokumentiert sind
und als Teil des kollektiven Gedächtnisses fungieren: Eine Reflexion über die Detonation der Atombombe über Hiroshima als fotografisches Ereignis. Die Re-Vision ermöglicht eine neue Sichtweise auf die Bilder und ihre Produktionsmechanismen: Was sie zeigen können und was außerhalb von ihnen liegt - oder was sie hinterlassen. Filmmontage als endlose Neudefinition: Betrachten, Lesen, Interpretieren, Erkennen.
(2013, 24:00 Min.)
Katharina Wittmann wird eine Einführung geben und im Anschluss gibt es die Möglichkeit für Austausch und Gespräch.
Die Filmreihe VISUAL TRUTHS, die im IDEAL stattfindet, beleuchtet Wahrheits- und Erinnerungskonstruktionen im Bewegtbild und richtet einen Fokus auf Verschiebungen innerhalb der Begrifflichkeiten Zeug*innenschaft und Evidenz im 21. Jahrhundert.
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A camera is disassembled in front of the lens of another camera, the images are projected and re-filmed in the same studio. "Model of Continuation" shows the return of the material from Lina Selander's earlier film "To the Vision Machine" to its place of origin. In it, she follows her interest in places and events that have already been edited, over-documented, and act as part of the collective memory: A reflection on the detonation of the atomic bomb over Hiroshima as a photographic event. The re-vision enables a new perspective on the images and their production mechanisms: What they can show and what lies outside them - or what they leave behind. Film montage as endless redefinition: viewing, reading, interpreting, recognizing.
(2013, 24:00 min)
Katharina Wittmann will give an introduction and afterwards there will be the opportunity for exchange and discussion.
The film series VISUAL TRUTHS at IDEAL illuminates truth and memory constructions in the moving image and focuses on shifts in the terms of witnessing and evidence in the 21st century.
Das Projekt wird mit Förderung des Kulturamtes der Stadt Leipzig realisiert.
The project is funded by the cultural office of Leipzig.