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[...] Ich denke da im speziellen an eine Passage über den französischen Maler Pierre Jaques-Volaire und sein Vesuv-Gemälde von 1771. Die Eruption, die Volaire da auf die Leinwand gebracht hat, erscheint gewaltig und trotz der offensichtlichen Gefahr tummeln sich etliche Schaulustige direkt am Kraterrand, als säßen sie in einem Theater. Es dürfte sich bei den Dargestellten wohl um Bildungsbürger aus dem Norden handeln, die es im Zuge der Grand Tour nach Neapel verschlagen hatte. Erst einmal dort angelangt, konnte man sich beim Blick auf den qualmenden Vulkan ganz und gar dem Gefühl des Erhabenen hingeben. Bezüglich dieser ambivalenten Gefühlsregung hatte sich der Philosoph Edmund Burke erst wenige Jahre zuvor geäußert. Das Erhabene war für ihn eine Möglichkeit, um all das ästhetisch greifbar zu machen, was sich dem Prädikat des Schönen zuvor entzogen hatte (Vulkanausbrüche, Erdbeben, felsige Schluchten, etc.). Allerdings, so behauptet er zumindest, sei diese Empfindung nur in direkter Konfrontation mit der Realität möglich. Die künstlerische Abstraktion hingegen, sei es in Form eines Gemäldes oder eben als darstellendes Bühnenspiel, könne lediglich für oberflächliche Unterhaltung sorgen. Sieht man sich vor diesem Hintergrund noch einmal Volaires Gemälde an, so entdeckt man den direkten Einfluss dieser kruden Behauptung: Anstatt in Museen oder Schauspielhäusern, gesellt man sich nun um den Krater des aktiven Vulkans und erfreut sich von diesem „Logenplatz“ aus lieber der wirklichen, als der simulierten Katastrophe. [...]
text: Philip Kanwischer
photo: Philip Kanwischer
[...] Ich denke da im speziellen an eine Passage über den französischen Maler Pierre Jaques-Volaire und sein Vesuv-Gemälde von 1771. Die Eruption, die Volaire da auf die Leinwand gebracht hat, erscheint gewaltig und trotz der offensichtlichen Gefahr tummeln sich etliche Schaulustige direkt am Kraterrand, als säßen sie in einem Theater. Es dürfte sich bei den Dargestellten wohl um Bildungsbürger aus dem Norden handeln, die es im Zuge der Grand Tour nach Neapel verschlagen hatte. Erst einmal dort angelangt, konnte man sich beim Blick auf den qualmenden Vulkan ganz und gar dem Gefühl des Erhabenen hingeben. Bezüglich dieser ambivalenten Gefühlsregung hatte sich der Philosoph Edmund Burke erst wenige Jahre zuvor geäußert. Das Erhabene war für ihn eine Möglichkeit, um all das ästhetisch greifbar zu machen, was sich dem Prädikat des Schönen zuvor entzogen hatte (Vulkanausbrüche, Erdbeben, felsige Schluchten, etc.). Allerdings, so behauptet er zumindest, sei diese Empfindung nur in direkter Konfrontation mit der Realität möglich. Die künstlerische Abstraktion hingegen, sei es in Form eines Gemäldes oder eben als darstellendes Bühnenspiel, könne lediglich für oberflächliche Unterhaltung sorgen. Sieht man sich vor diesem Hintergrund noch einmal Volaires Gemälde an, so entdeckt man den direkten Einfluss dieser kruden Behauptung: Anstatt in Museen oder Schauspielhäusern, gesellt man sich nun um den Krater des aktiven Vulkans und erfreut sich von diesem „Logenplatz“ aus lieber der wirklichen, als der simulierten Katastrophe. [...]
text: Philip Kanwischer
photo: Philip Kanwischer